Wir leben seit fast 7 Jahren in dem Haus, das wir 2017 für uns gebaut haben. Ohne Keller und Dachboden. Damals prophezeite uns fast jeder, dass wir diese Entscheidung bereuen werden, schließlich „sammelt sich viel Zeug an“. Niemand konnte sich die Frage beantworten, wo wir das „Zeug“ in unserem Haus verstauen können (obwohl wir IMHO relativ viele Stauraumlösungen haben). Nach all den Jahren und mit mittlerweile zwei Kindern würden wir es allerdings auch heute nicht anders machen.
Denn was wir uns selbst mit unseren Kindern beibehalten haben, ist eine in unseren Augen relativ minimalistische Wohnumgebung. Unser Haus ist weitestgehend frei von überflüssigem Kram, unbenutzten Dingen und unnötigen Möbeln. Neulich hatten wir Besuch von einer Freundin die uns sagte, dass es bei uns zu Hause „so schön ruhig fürs Auge wäre“. Das bewegte sie direkt zu einer Ausmist-, Organisations- und Aufräumaktion bei sich zu Hause. Eigentlich ist genau das der Grund, weswegen wir den minimalistischen Lebensstil mögen: visuell werden wir so nicht abgelenkt, können uns besser fokussieren und unser Geist ist klarer.
Wenn ihr auch das Bedürfnis nach Minimalismus habt, aber nicht genau wisst, wo ihr am besten starten sollt, geben wir euch heute 6 Tips an die Hand, wie ihr mehr Minimalismus in euer Leben integrieren könnt.
1 // Schafft euch eine minimalistische Wohnumgebung
Klar, der Kern des Minimalismus bedeutet, Überflüssiges und Unnötiges loszuwerden, nicht nur, aber auch „Dinge“. Je nachdem, wie sehr ihr Minimalismus schon in euer Leben integriert habt, kann einen das durchaus überfordern. Entrümpelung bedeutet jedoch nicht, dass ihr euch knallhart von allen möglichen Gegenständen trennen müsst.
Unser Credo: was wir behalten muss entweder schön sein oder einen Zweck erfüllen.
Wir haben damals nach Marie Kondos Methode ausgemistet (das könnt ihr hier nachlesen), aber das ist sicher nicht der einzige Weg. Wenn euch das Ausmisten schwer fällt, hier zwei Tips:
- Beginnt eure Entrümpelung bei Gegenständen, die ihr ohnehin kaum benutzt, die kaputt sind oder ihr schon vergessen habt. So gewöhnt ihr euch Schritt für Schritt an ein Leben mit weniger Clutter.
- Konzentriert euch auf das, was ihr behalten wollt. Und nicht das, was ihr entsorgt.
Eine minimalistische Wohnumgebung ist in unseren Augen der Dreh- und Angelpunkt. Uns fällt hierzu noch sehr viel ein, evtl. verfassen wir zu konkreteren Tips nochmal einen separaten Post.
2 // Kauft weniger ein
Viele von uns neigen zu Impulskäufen, weil sie den kurzfristigen Kick lieben, wenn das Paket mit den neuen Turnschuhen oder dem gehypten Dekoobjekt ankommt. Es gibt viele Motive, warum wir shoppen: wir wurden angefixt, wir wollen einen guten Eindruck hinterlassen, uns ablenken, belohnen, sind traurig uvm. Ist das unsere Kaufmotivation, hält das Glücksgefühl leider nicht lange an. Also kaufen wir wieder etwas, um den Kreislauf zu beleben.
Ausmisten macht nicht wirklich Sinn, wenn ihr parallel dazu permanent neue, vor allem eigentlich überflüssige Gegenstände anschafft. Klar, es geht heutzutage so leicht. Wir müssen uns nicht mehr an Ladenöffnungszeiten halten und können dank Klarna & Co. sogar dann shoppen, wenn wir eigentlich kein Geld haben. Macht das nicht. Fragt euch vor jedem Einkauf, ob und warum ihr das WIRKLICH braucht. Kauft, wenn ihr euch die Fragen sinnvoll beantworten könnt. Und geht langsam dazu über, Glücksgefühle aus Dingen zu ziehen, die kein Geld kosten.
Was uns auf dem Weg hin zu mehr Minimalismus aufgefallen ist, ist dass wir Gegenstände besaßen, die einen Zweck erfüllen, deren Optik uns aber nicht mehr gefielen. Bspw. Teile unseres Geschirrs oder Handtücher aus Studienzeiten. Wir wussten, diese Dinge werden wir uns grundsätzlich mal in einer Ausführung kaufen, die unserem jetzigen Anspruch entspricht. Wir führten damals eine Liste mit Dingen, die wir nach und nach ersetzen wollen. So hatten wir Zeit, uns intensiv Gedanken über die neuen Anschaffungen zu machen.
3 // Nutzt Social Media kritischer
Wir lieben ästhetische Dinge und wenn ein Content Creator, den wir schätzen, etwas Schönes vorstellt, dann regt sich auch in uns hier und da ein Kaufimpuls. Wir sind kritisch und reflektiert, aber die Versuchung ist dennoch für fast jeden groß. Gerade auf den Social Media Plattformen ist wirklich viel reine Werbung, weswegen es noch wichtiger ist, die Informationen entsprechend zu Filtern und in einen vernünftigen Kontext zu bringen. Darüber haben wir hier ausführlich geschrieben. Abgesehen davon geht es uns beim Social Media Detox vor dem Hintergrund eines minimalistischeren Lebens neben der Vermeidung eines Kaufimpulses auch darum, nur noch Inhalte zu konsumieren, die euch weiterbringen und gut fühlen lassen.
4 // Minimalismus im Kalender
Klar, jeder Mensch ist unterschiedlich, aber wir waren noch nie so, dass wir unsere Kalender gern mit allen möglichen Aktivitäten und Verabredungen vollgeballert haben. Es stresst uns eher, wenn wir zu viel auf der Agenda haben. Wir brauchen Ruhephasen zu Hause, wir schätzen es, wenn wir noch Zeit haben für spontane Spaziergänge, einen Nachmittag Lego bauen, Kaffee mit der Nachbarin im Garten trinken etc. Unser Tip an euch: hinterfragt mal selbst und mit euren Kindern alle eure Termine und Verpflichtungen und lasst los, was nicht mehr funktioniert und für Unruhe sorgt. Auch hier ist weniger oft mehr.
5 // Reduziert Werbung
In Punkt 3 haben wir Social Media als Plattform für Werbetreibende erwähnt. Aber Instagram und Co. sind natürlich nicht das einzige Medium, bei dem ihr zum Kaufen angeregt werden. Was ihr sonst noch tun könnt, um Werbung in eurem Leben zu reduzieren:
- Meldet euch von allen Newslettern ab. I.d.R. findet ihr am Ende jeder Werbemail einen kleinen Button, auf dem so etwas wie „Abmelden“ oder „unsubscribe“ steht.
- Kündigt Kundenprogramme.
- Bringt an eurem Briefkasten ein „Bitte keine Werbung“-Schild an.
- Hört statt Radio eine eigene Playlist, da gibt es keine Werbeunterbrechung.
6 // Capsule Wardrobe
Vor langer Zeit schrieb Julia mal einen Artikel über die perfekte Garderobe (hier). Minimalismus im Kleiderschrank bzw. eine Capsule Wardrobe sind in den letzten Jahren mehr und mehr in unseren Fokus gerückt und das zurecht. Kein Mensch sollte morgens vor einem prall gefüllten Kleiderschrank stehen, aber dennoch das Gefühl haben, er habe nichts anzuziehen. Wir lieben es, morgens in unseren reduzierten, ästhetischen, funktionalen Kleiderbereich zu schauen. Die überwiegende Anzahl der Teile sind aus sehr guter Qualität, klassisch, zeitlos und perfekt, um damit alle möglichen Outfits zu kreieren. Lieber haben wir weniger, sind aber dafür überzeugt von unseren Teilen.
Lebt ihr minimalistisch?
Alles Liebe, Julia und Jan
* Foto via Elle Decor, Robert Brown Interior Design