Ihr kennt doch das Gefühl, ein Buch zu lesen und dabei voll in die Geschichte, nein sogar in eine andere Welt einzutauchen? Wenn wir als Erwachsene ein Buch lesen, dann meistens weil uns das Thema eben interessiert, wir den Autor mögen oder wir unseren Wissensschatz erweitern wollen. Eigentlich bedeutet Lesen aber noch so viel mehr, vor allem für Kinder. Niki liebt seine Bücher und wenn er sich zu einem passionierter Leser entwickeln würde, wäre das für ihn eine fantastische, bereichernde Sache.

Warum? Zur Einführung gleich mal einige Gründe (auch wenn wir euch eigentlich so gerne sofort unser wunderschönes neues Tipi zeigen wollen, aber dazu später mehr 😉 ):


Sprachentwicklung / Wortschatz

Lesen erweitert bzw. baut den Wortschatz auf, was nachweislich dazu führt, dass Kinder weniger Gewaltbereitschaft zeigen. Die Kinder, die über ein größeres Vokabular verfügen sind dazu in der Lage, in Konflikten zu argumentieren, statt „draufzuhauen“ – und wissen sich somit natürlich besser zu helfen.

Ausgleich, Entspannung, Erholung

Wie auch wir Erwachsene empfinden Kinder das Lesen oft als Meditation und Therapie, eine mentale und auch körperliche Entspannung. Einfach mal abschalten, alles vergessen, eintauchen in eine wunderbare Geschichte. Während dem Lesen erfährt man Momente der Ruhe, ein super Ausgleich zu einem unruhigen Tag. Wenn Mama und Papa dabei noch kuscheln, stärkt das zudem enorm die Eltern-Kind-Beziehung.

Konzentrationsfähigkeit

Uns Erwachsene betrifft das im täglichen Leben etwa so: der News-Feed wird ständig aktualisiert, Emails dauernd gecheckt und Homepages auf der Suche nach den wichtigen Infos im Schnelldurchlauf quer gelesen. Wir sind kaum noch gezwungen, mal ruhig dazusitzen und uns länger mit einfach nur einer Seite zu befassen. Anders beim Bücherlesen, da müssen wir genau das tun. Auch wenn Kinder nicht am Laptop sitzen, der Alltag ist dennoch voll von neuen Eindrücken. Ein Buch in die Hand zu nehmen bedeutet, sich mal aktiv länger auf eine Sache zu konzentrieren – und das stärkt die Konzentrationsfähigkeit, nicht nur beim Lesen, vor allem auch allgemein.

Kreativität, Fantasie

Neuronen verbinden sich im Gehirn quer, je mehr wir lesen – die Basis für die Entstehung von neuen Ideen. Außerdem regen Bücher die Fantasie an, wir können mehr nachdenken – wir haben nämlich die Zeit dazu, anders als beim TV, der einfach weiterläuft. Es geht nicht mehr nur ums passive Anschauen, sondern um konstruktives Verstehen.

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Empathie, Einfühlungsvermögen

Der portugiesische Dichter Fernando Pessoa sagte einmal:

Lesen heißt, durch fremde Hände träumen.

Beim Lesen geht es nicht mehr nur um die eigene Wahrnehmung, man nimmt eine neue Perspektive ein! Wer Bücher liest, kann besser zuhören – wer besser zuhören kann, kann besser verstehen, auch was in anderen vorgeht.


Und was können wir dafür tun, dass unsere Kinder Spaß und Freude am Lesen entwickeln?

(Lebendiges) Vorlesen

… Vorlesen, vorlesen. Egal, ob die Kleinen schon selbst lesen können, oder nicht, mit dem Vorlesen kann man schon früh beginnen! Die Aufmerksamkeitsspanne wird am Anfang sicher nicht so groß sein, aber Übung macht den Meister. Und am tollsten ist es, wenn der Vorleser ein erlebnisreiches Ereignis aus der Geschichte macht, durch unterschiedliche Interpretation, Stimmen etc.

Vorleben

Kinder schauen sich fast alles von den Eltern ab. Wachsen die Kleinen also mit lesefreudigen Eltern auf, werden sie sich vermutlich nicht lesefern entwickeln. Die Krux ist ja, dass wir meistens erst lesen, wenn Nikolas im Bett ist oder seinen Mittagsschlaf hält (wieso nur 😉 ). Besser wäre es aber trotzdem, er würde es tagsüber sehen bzw. erleben können. Z.B auch hören, wie wir über das Gelesene sprechen. In Zeiten von Kindle und Co. haben eReader das gedruckte Buch ja fast schon ersetzt und es mag in einigen Lebensbereichen sicher total praktisch sein, aber ein Haus voller Bücher regt sicher mehr zum Lesen an, als ein virtuelles Bücherportal auf dem Wohnzimmertisch.

Platzierung der Bücher

Damit meinen wir, dass Bücher für die Kinder gut zugänglich sein sollten, so dass sie jederzeit Zugriff darauf haben. Also nicht im obersten Regal lagern, aber das ferngesteuerte Auto und die blinkende Kasse ganz unten. Nachdem Niki morgens zuallererst zielstrebig Richtung Bücherregal marschiert und sich auf Zehenspitzen stellt, um an sein Lieblingsbuch zu kommen, haben auch wir umgeräumt 🙂 .

Interaktion und Flexibilität beim Lesen

Nicht einfach nur die Geschichte runter rattern, sondern den Nachwuchs mit einbinden (Kinder spüren sofort, wenn man nicht bei der Sache ist): „Was meinst du passiert als nächstes?“, „Wie hättest du reagiert?“. Was genauso toll sein kann, ist wenn sich die Kleinen nach jeder Seite, die man gemeinsam gelesen hat, körperlich betätigen können. Beispiel: es geht um ein Mädchen, das reiten lernt – also wird ein galoppierendes Pferd imitiert (besonders für Kinder hilfreich, die sich noch schwer tun mit dem still sitzen, respektive unseren Lütten). Außerdem findet das Lesen nicht jeden Tag nach dem gleichen Schema statt. Heute sollen nur die Bilder angeschaut werden und morgen wird die Geschichte ganz normal vorgelesen. Manche auch nur von Papa. Und das ist vollkommen ok.

Altersgerechte und interessante Bücher

Kinder sollten weder über-, noch unterfordert sein mit ihren Büchern. Und natürlich werden nur solche gelesen, die euren Nachwuchs (nicht in erster Linie Mama & Papa) thematisch interessieren. Gebt eurem Kind die Chance, das Lesen zu lieben, weil es die Bücher aussuchen darf, die es toll findet! Vielleicht weil es besonders lebhaft geschrieben ist oder weil sich das Kind mit der Hauptfigur identifizieren kann. Unserem Knirps ist ein normales Buch manchmal zu langweilig, er will mehr Action. Klappbücher oder solche mit Fingerpuppen sind dann genau richtig. Er ist halt einfach kein Yogi 😉 .

Tatsächliches Erleben

D.h. Kindern die Möglichkeit geben, in Natura zu sehen, was sonst nur im Buch abgedruckt ist. Also bspw. in den Streichelzoo gehen und eine Ziege hören und streicheln, nicht nur „meine Tiere auf dem Bauernhof“ lesen.

TV limitieren

Jetzt könnt ihr´s bald schon nicht mehr hören, oder 😉 (unsere Meinung zum Thema)? Wenn der Fernseher die erste Station und Möglichkeit bei Langeweile ist, ist es ja eigentlich naheliegend, dass Bücher eher links liegen gelassen werden, richtig? Also: Fernseher aus und ab in die Bücherecke.

Verfilmungen

Für ältere Kinder kann es dennoch eine tolle Motivation sein, ein Buch zu Ende zu lesen und sich anschließend mit Mama und Papa dessen Verfilmung anschauen zu dürfen!

Kochen

Was hat das denn jetzt mit dem Lesen zu tun 🙂 ? Folgendes: ihr sucht gemeinsam ein Rezept aus, studiert es und dann wird danach gekocht. Die Kleinen lesen immer wieder nach, was als nächstes zu tun ist. Quasi die spielerische Herangehensweise und eine tolle Idee, wie wir finden.

Rituale

Helfen ja fast überall und beim Lesen ist das nicht anders: macht das Vorlesen zu einem festen Bestandteil eures Lebens. Ob Abends vor dem Einschlafen, am Sonntagmorgen oder nach dem Mittagsschlaf, ganz egal. Und wenn die Lieblingsgeschichte den 18. Abend hintereinander verlangt wird, dann ist das eben so. Kinder mögen Wiederholungen. Irgendwann wird bestimmt ein anderes Buch aus dem Regal gezogen.

Hörbücher

Sind eine tolle Sache, vor allem auf Autofahrten, um Kinder spielerisch mit dem Vorlesen und Zuhören von Geschichten vertraut zu machen. Lehrreicher und effektiver ist zwar nach wie vor die haptische Erfahrung mit dem Buch, aber es geht ja nicht nur um Effektivität, sondern in erster Linie um die Freude 🙂 .

Leseecke und unser Tipi

Und nun kommt es endlich, unser wunderschönes neues Tipi! Das durfte bei uns einziehen, weil wir eine gemütliche Rückzugsmöglichkeit für Niki (und uns) schaffen wollten. Einen Unterschlupf für unseren kleinen Abenteurer, in den er sich zurückziehen und in aller Ruhe in seinen Büchern stöbern kann. Seiner Kreativität freien Lauf lassen. Dass unser kleiner Mann Höhlen liebt, das ist uns aufgefallen, als er sich ständig unter Papas Schreibtisch verschanzt hat. Und da ist er wohl keine Ausnahme, der Höhlenzauber ist ein weiter verbreitetes Phänomen unter Kindern. Deswegen ist unser Spielzelt die perfekte Installation in seinem Zimmer und wir freuen uns schon auf viele kuschelige Lesestunden 🙂


Noch ein paar Worte zum Schluss: auch, wenn das Lesen offensichtlich viele viele tolle Nebeneffekte mit sich bringt, ist es völlig in Ordnung, wenn euer Kind nicht lesen möchte. Es sollte niemand zum Lesen gezwungen werden, manche Kinder beginnen damit eben früher, manche später, manche gar nicht. Man darf nicht vergessen, dass Lesen quasi Schwerstarbeit für das Kindergehirn ist, es geht ja nicht nur um textliche und inhaltliche Zusammenhänge, sondern eben auch darum, Buchstaben, Silben und Wörter zu erkennen. Deswegen ist es auch ungeheuer wichtig, dass wir unsere Kinder auf dem Weg dahin ermutigen, loben und motivieren. Die Kleinen sollten immer auf unsere Unterstützung zählen können und wie bei den meisten anderen Dingen im Leben gilt auch hier: bitte nicht in einen Zwang ausarten lassen.

Wie steht ihr zum Thema Lesen?

Alles Liebe,

Julia und Jan