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Die Vorweihnachtszeit steht vor der Tür und jedes Jahr nehme ich mir vor, sie dieses Mal in vollen Zügen zu genießen. Übrigens genau so wie den Herbst (halbes Fail, aber wir sind immerhin mehrmals durch Blätterhaufen im Wald gerast und haben bewusst die frische Herbstluft eingeatmet). Vor allem wegen unserer Kinder. Meine Wunschliste zu Weihnachten sieht etwa so aus: wir backen Plätzchen, bauen Lebkuchenhäuser, trinken Tee und heiße Schokolade mit Marshmallows auf dem Sofa und lesen dazu Weihnachtsbücher. Der Kamin wird angefeuert, es läuft Weihnachtsmusik, Kerzen brennen überall und tauchen unser Haus in ein schummrig- kuscheliges, schönes Licht. Wir schlendern über Weihnachtsmärkte, essen eine Bratwurst (oder einen halben Meter), trinken Glühwein. Alles ist einfach nur total hyggelig. Über Hygge (nicht nur an Weihnachten) habe ich übrigens hier einen Artikel geschrieben.

Die Realität sieht bei uns oft so aus, dass wir ein paar Mal blinzeln und schon sitzen wir inmitten von zerfetzten Geschenkepapierbergen, stopfen uns das letzte Schokoei in den Mund und es ist der 27. Dezember. Den ganzen Dezember erlebten wir in den vergangenen Jahren nicht immer ganz so entschleunigt und auf der To-Do-Liste stehen auf ein Mal Dinge, die so rein gar nichts mit „besinnlich“ zu tun haben. Wie „Autoreifen wechseln“ und „Steuererklärung fertig machen“. Auch sonst packt uns der Schaffensdrang kurz vor Jahresende nochmal besonders und wir sind sozusagen im Hamsterrad – sofern wir da noch reinpassen.

Damit es uns dieses Jahr nicht wieder passiert, dass die Vorweihnachtszeit und Weihnachten total an uns vorbei rauschen und wir gar nicht so richtig in Stimmung kommen (weil keine Zeit und so viel zu tun), gehe ich jetzt ganz systematisch und strukturiert vor. Dafür brauche ich eine Anleitung und an der lasse ich euch heute teilhaben.

// 1: Zunächst mal entspannen

Es ist ja Einstellungssache. Dieser Drang zur Selbstoptimierung und zum Perfektionismus, der treibt uns manchmal ganz schön weit. Und vor allem setzt er unter Druck. Also einfach mal durchatmen und loslassen. Alles kann und nichts muss. Gilt nicht nur an Weihnachten! 😉

Learn to simplify holidays.

// 2: Was ist mir an Weihnachten wichtig?

Und jetzt geht mal in euch und fragt euch, was euch wirklich wichtig ist, in dieser besonderen Zeit. Muss es zu Hause aussehen wie in der Tchibo Werbung? Ist es wichtig, dass ihr ab dem ersten Advent gefühlt nur noch in der Küche steht und 20 verschiedene Plätzchensorten backt? 

Welche eurer Traditionen möchtet ihr behalten? Loyalität gegenüber der Familie bedeutet nicht, dass man Traditionen fortführen muss, die man nicht genießt.

Erlaube dir, dich von alten Traditionen zu befreien, die Stress bringen, statt Besinnlichkeit und Ruhe.

Sei gedanklich flexibel und lasse zu, dass neue Traditionen kommen und alte gehen dürfen. Wir sind erwachsen und haben die Freiheit und das Recht, auch tatsächlich zu wählen was wir wollen und was nicht. Das ist ein Prozess, der natürlich in Abstimmung mit dem Partner und – je nach Alter – auch den Kindern stattfinden sollte. Woran sollen sich eure Kinder erinnern, wenn sie später von ihren Weihnachten erzählen?

// 3: Ganz pragmatisch: was verursacht deinen Stress?

Identifiziere mal die Stressquellen. Frage dich auch: was war letztes Jahr an Weihnachten doof und wie kannst du das dieses Jahr verbessern? Sind es Menschenmassen beim Weihnachtsshopping? Dann mach das vielleicht besser online. Geht es darum, dass du nicht schon wochenlang planen magst, wen ihr mit was vom 24. bis zum 26. bewirtet? Dann überlege dir, wer dich unterstützen kann, ob jemand aus der Familie sich um die Nachspeise kümmert oder ob ihr sogar etwas liefern lasst/ essen geht. Machst du dir Gedanken um die Finanzen? Dann besprich mit deinen Freunden und Familie, dass es eine Obergrenze gibt, die auch tatsächlich eingehalten wird. Oder ihr schenkt euch nichts! Glaubt es oder nicht – der Wert der Geschenke hat nichts damit zu tun, wie sehr ich einen Menschen liebe und schätze. 🙂 Zehn Plätzchensorten sind zu viel? Wieso reichen nicht drei oder vier? Könnt ihr die auch gemeinsam backen, mit einer anderen Familie? Zu viele Events im Dezember, von Kirche über Konzerte, Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkte, Adventssingen & Co.? Setzt euch ein Limit und überlegt euch genau, auf welche Veranstaltungen ihr gehen wollt. Lernt auch mal „nein“ zu sagen.

// 4: Vorbereitung ist Key

Ich habe eine Liste in meinem Notizbuch, da trage ich fortlaufend das ganze Jahr über ein, wer sich über welche Geschenke freuen würde. Das erspart mir total viel Stress, weil mich Last-Minute-Shopping kurz vor Weihnachten beispielsweise brutal stresst. Solltet ihr das nicht gemacht haben, hilft euch der Tip jetzt natürlich nichts. Nächstes Jahr dann. 😉

Aber ihr könnt euch nun trotzdem bereits Anfang Dezember um die Geschenke kümmern und nicht erst hektisch ab dem 20. Dezember. Denkt daran, dass Fotogeschenke i.d.R. eine Weile brauchen, bis sie gedruckt und versendet werden.

Btw: habt ihr genug Geschenkpapier, Tesafilm, Schleifen und Briefmarken? Auch nicht ideal, das inmitten der Weihnachtszeit zu kaufen. Wer Weihnachtskarten versenden möchte, kann sich um deren Gestaltung, Bestellung, Adresslisten und ggf. Labels auch schon im Herbst kümmern.

Ähnliches gilt für den Lebensmitteleinkauf über die Feiertage. Plant rechtzeitig, was ihr kochen wollt und kauft beizeiten ein. Spart Geld, Zeit und Nerven.

Solltet ihr Wert legen auf eine festliche Garderobe für alle Familienmitglieder, dann kontrolliert rechtzeitig, ob alles noch passt, flecken- und löcherfrei, gereinigt oder gewaschen ist. Übrigens bzgl. Traditionen: als Jan klein war stand er mit Hemd, Pullunder und perfektem Scheitel am Weihnachtsbaum. Ich mit Kleidchen und Lackschuhen. Vermutlich wollten wir beide das damals auch so. Unsere Kinder zogen sich letztes Jahr an Heiligabend am Nachmittag ihre Schlafanzüge an und verbrachten so den gesamten restlichen 24., inklusive Weihnachtsessen, Singen und Geschenke auspacken. Weil wir da ganz entspannt sind und es uns nicht wichtig ist.

// 5: Eure weihnachtliche Deko

Begleitet uns ja schon seit Dezember und beim Bummel durch die Shops kann man durchaus sehr stark verleitet werden, jedes Jahr neue Weihnachtsdeko anzuschaffen. Auch hier würde ich zu einer Obergrenze raten und zwar an Aufbewahrungsboxen, damit die Deko nicht überhand nimmt. Ein Gefühl, das ich ehrlich gesagt nicht kenne, aber alleine der Gedanke daran stresst mich sehr. Ihr wisst mittlerweile, ich bin ziemlich minimalistisch veranlagt. Das heißt nicht, dass es bei uns nicht weihnachtlich aussieht. Mitnichten! Aber ich gehe nicht overboard mit der festlichen Deko.

// 6: Ein Tag nur für euch !

Ich praktiziere das nicht, aber diesen Tip gab mir letztes Jahr eine Freundin: plant, dass ihr (vorzugsweise unter der Woche) einen kompletten Tag habt, an dem ihr alles organisieren und kaufen könnt, was ihr für Weihnachten noch braucht. Heißt also: Kinder sind verpflegt, keine Verpflichtungen, kein Stress oder Druck, dass ihr in 2 Stunden warmes Essen für die Familie auf dem Tisch haben müsst. Ihr könnt an diesem Tag dann sämtliche Geschenke besorgen, Karten, Verpackungsmaterialien, Essen und und und. Und seit vollkommen frei im Kopf.

// 7: Fokus

Bitte denkt nochmal darüber nach, worum es an Weihnachten geht. Der Fokus auf genau diese Momente, Dankbarkeit dafür, dass wir sie erleben dürfen und die eigene Präsenz sind das, was wirklich wichtig ist. Macht das zum zentralen Thema der Weihnachtszeit. Atmet tief durch, sollte etwas nicht nach Plan laufen und fokussiert euch auf die zentrale Botschaft dieser besonderen Zeit.

Happy Holiday Season!

Julia