Auf der Suche nach einem unverfälschten Stück Spanien ist das Baskenland – die Region im hohen Norden – ein ganz heißer Tipp. Es gilt als eines der vielgesichtigsten, grünsten und überraschendsten Landstriche. Und Bilbao als Hauptstadt des Baskenlandes führt heute die Liste der Top-Ziele für Kunstliebhaber an, who knew. Dabei war die Stadt, bevor der berühmt berüchtigte Bilbao Effekt einsetzte, eher sterbendes Industriezentrum als Kulturmetropole.

Guggenheim put Bilbao on the map.

Wer Bilbao überhaupt auf dem Schirm hat, der denkt vermutlich sofort an Guggenheim. 1997 eröffnete das Guggenheim-Museum, entworfen vom Kalifornier Frank Gehry. Es steht am Ufer des Nervión und war bekanntlich vom Fleck weg ein Erfolg.

Dabei wurde es ursprünglich als Provokation empfunden, dass eine Institution wie das Guggenheim-Museum mit seinem Stammsitz in New York eine Zweigstelle ausgerechnet in dieser fast tot geglaubten Stadt im Baskenland eröffnete.

„Wenn ein Bauwerk so ist wie dieses, dann scheiß auf die Kunst.“

Warf die US-Architektenlegende Philip Johnson den Skeptikern vor dir Füße und – „(…) das ist das beste Bauwerk unserer Zeit.“

Spätestens beim economic impact verstummten die kritischen Stimmen, denn der sieht konkret folgender Maßen aus: die Besucherzahl bewegt sich stabil oberhalb der Millionengrenze, das Haus generiert jährlich knapp 500 Millionen Euro an Ausgaben seitens der Besucher, knapp 70 Millionen Euro Steuermehreinnahmen und sichert gut 9.000 Arbeitsplätze in der Stadt. 

Was dieses architektonische, gefaltete Wunderwerk aus Kalkstein und Titan damit geschafft hat ist absolut einzigartig. Unübertrieben darf man sagen: das Guggenheim Museum ist das Juwel in Bilbaos kultureller Krone.

Seine außergewöhnlichen und extravagante Formen funkeln betörend im Sonnenlicht, gesetzt den Fall, die Sonne kommt raus. 😉

Wären wir nicht mit der MS Amadea hier gewesen, wir wären um 4 Uhr aufgestanden, um das Guggenheim-Museum im besten Licht und ohne Störfaktoren für euch zu knipsen. But – you have to take what you can get. So waren wir an die Liegezeiten im Hafen und das Wetter in den wenigen Stunden unseres Aufenthaltes gebunden.

Nicht zu vergessen Jeff Koons Puppy, eine zwölf Meter hohe Skulptur aus insgesamt 17.000 Blumen.

Der Hundewelpe bewacht sozusagen Das Guggenheim Museum und sieht im Wechsel der Jahreszeiten ständig anders aus.

Auch die größten und teuersten Tulpen der Welt stammen von Jeff Koon. Seine „Tulips“ sind aus Edelstahl,  jede Blume mit Stiel ist fünf Meter lang und wiegt 500 kg. Es gibt von dieser Blumenskulptur weltweit fünf Exemplare. Eine davon wurde bei Christies für über 33 Mio. USD versteigert (klick).

Oder „Maman“, ein ungewöhnlich liebevoller Name für diese fast furchteinflößende Skulptur von Louise Bourgeois, der Grande Dame der Skulptur.

Auf spindeldürren Beinen lauert die neun Meter hohe Spinne aus Bronze vor dem Guggenheim Museum.

Seit diesem grandiosen Erfolg blühte Bilbao auf und leistete sich weitere Stararchitekten: Norman Foster baute eine komplette U-Bahn-Linie….

Álvaro Siza entwarf ein Universitätsgebäude und Flughafenterminal und Santiago Calatrava die in der Nähe des Museums gelegene Fußgängerbrücke „Zubizuri“.

Aber auch Hotels, Boutiquen und vor allem fantastische Restaurants eröffneten seitdem. In Töpfen und Pfannen vermischt sich Tradition mit Avantgarde, in der Küche sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Im Baskenland gibt es die meisten Michelin Sterne-Köche pro Einwohner weltweit. Nicht umsonst werden mittlerweile richtige Genussreisen nach Bilbao angeboten. Das im übrigen tatsächlich nicht, denn die bis zu zehn sorgsam portionierten Gänge eines menú de degustación verlangen auch nach entsprechenden Spitzenpreisen. Die Zeit hatten wir aber ohnehin nicht, denn auch unser Aufenthalt in Bilbao war wie oben geschrieben ein Quickstop.

Allerdings werden „Pintxos“, die baskischen Tapas, also fantasievolle Kunstwerke in Miniaturform, auch preisgünstig an unzähligen Tavernentheken angepriesen. Das Sozialleben der Basken findet auf der Straße und in Bars statt, „Poteo“ sagen sie.

Kulinarisch fündig werdet ihr auch in der Mercado de la Ribera.

Sie wurde 1929 erbaut und ist mit 10.000 Quadratmetern die größte überdachte Markthalle Europas. Sie liegt mitten in der Altstadt von Bilbao an einer Flussmündung.

Im Inneren gibt es keine Säulen, das Licht tritt durch die Decke ein und strahlt bis zum Boden. Das ausgezeichnete Angebot an Fischen und Meeresfrüchten lockt zahlreiche Besucher. Wir hatten allerdings nicht so viel Glück mit den Öffnungszeiten. Oder die Spanier sehen die angekündigte Rückkehr aus ihrer Siesta nicht ganz so eng. 😉

Besonders viele (auch bezahlbare) Restaurants findet ihr übrigens im historischen Viertel Atxuri.

Statt baskischer Küche hatten wir Bock auf Sushi und gönnten uns mega Röllchen mit Knallerblick aufs Guggenheim im SUSHISHOP.

Der älteste Teil Bilbaos, das Altstadtviertel „Casco Viejo“ bestand ursprünglich aus nur sieben Straßen. Daher auch der baskische Name „Zazpi Kaleak“ (sieben Straßen).

Das historische Zentrum am rechten Flussufer ist ein Kontrastprogramm zur Neustadt und absolut sehenswert.

Am Ufer des Nervión kann man wunderschön von der historischen Altstadt zum Guggenheim laufen…

… und kommt dabei an einem tollen Spielplatz für die Kleinen vorbei.

Wer gerne nach Bilbao reisen möchte, der kann von vielen Flughäfen Deutschlands mittlerweile direkt fliegen. Bspw. mit Lufthansa ab 150 Euro. Wir würden euch auf jeden Fall einen Aufenthalt von 3-4 Tagen empfehlen.

Als nächstes berichten wir von unserem vermutlichen Highlight der diesjährigen Schiffsreise!

stay tuned 🙂

Julia und Jan