Viele Wochen der Isolation liegen hinter uns und jeder erlebt diese Zeit anders. Je nachdem ob ihr gesund seid oder krank, alleine zu Hause, ob ihr einen Partner habt oder Kinder. Ob ihr in einer Wohnung mit oder ohne Terrasse/ Balkon wohnt oder einem Haus mit Garten, auf dem Land oder in der Stadt. Vielleicht seid ihr in Elternzeit, arbeitet von zu Hause aus, vielleicht sogar gar nicht mehr. Oder ihr dürft noch zu eurem Arbeitsplatz fahren – die Auswirkungen sind so individuell wie unsere Lebenssituationen. Die Einen trifft es leider deutlich härter als die Anderen.

Wir haben die Zeit der Ausgangsbeschränkungen offen gestanden als sehr wertvoll empfunden. Nicht weil Alles rosarot war und ist und wir ohnehin keinen Grund gehabt hätten, uns Gedanken zu machen. Aber in dieser Ausnahmesituation konnten wir für uns selbst und für uns als Familie einiges mitnehmen. Dennoch ist es natürlich richtig, dass wir uns die Isolation vergleichsweise komfortabel gestalten konnten. Von der ganzen Unruhe bekamen wir in unserem Alltag recht wenig mit. Dafür sind wir auf der einen Seite sehr dankbar, auf der anderen Seite sind unsere Gedanken bei all jenen, die diese Krise aus verschiedensten Gründen sehr stark mitnimmt.

Foto: BrauerPhotos / G.Nitschke

Isolation als Chance ?

In diesem Zusammenhang lud ich vor einiger Zeit bereits dieses Gedicht von Kitty O’Meara in den Insta Stories hoch:

And the people stayed home. And read books, and listened, and rested, and exercised, and made art, and played games, and learned new ways of being, and were still. And listened more deeply. Some meditated, some prayed, some danced. Some met their shadows. And the people began to think differently.

And the people healed. And, in the absence of people living in ignorant, dangerous, mindless, and heartless ways, the earth began to heal.

And when the danger passed, and the people joined together again, they grieved their losses, and made new choices, and dreamed new images, and created new ways to live and heal the earth fully, as they had been healed.

Ich finde es nach wie vor toll, weil es in Erinnerung ruft, dass die Pandemie für jeden von uns auch viele Chancen birgt. Was ich an Life Lessons aus der Isolation rausziehe, darüber möchte ich heute schreiben:

Mental health // positive mindset

Two things to remember in life: Take care of your thoughts when you are alone, and take care of your words when you are with people.

Mehr denn je spüre ich, dass es nicht nur auf das körperliche, sondern besonders auf das mentale Wohlbefinden ankommt. Wir reden viel über gesunde Ernährung, Bewegung & Co. Aber Seelenhygiene wird nicht so thematisiert. Ein positives Mindset hilft mir während der Isolation dabei, optimistisch und zuversichtlich zu bleiben und nicht in Schockstarre zu verfallen angesichts dessen, was theoretisch passieren könnte. Ich meine damit keinen blinden Optimismus! Aber mein Fokus ist grundsätzlich mehr auf das gerichtet, was gut läuft. Ich gehe vom Besten aus und bin dankbar für die vielen kleinen, schönen Dinge. Was mir dabei hilft: ein Dankbarkeitstagebuch und Meditieren. Und mich immer wieder daran zu Erinnern, dass alles eine Phase ist und vorüber geht. 

Sich selbst mehr spüren

Jetzt wo die soziale Interaktion stark eingeschränkt ist müssen wir uns ganz automatisch mehr mit uns selbst befassen. Auch mit unseren Ängsten, die derzeit vielleicht nochmal eine andere Dimension annehmen (und das ist auch vollkommen ok). Aber klar, auch solche Gefühle muss man aushalten können. Vermutlich eine große Umstellung für viele, weil sie sonst nicht so häufig mit sich alleine sind. Ich halte das grundsätzlich für elementar wichtig und verbinde „alleine sein“ auch nicht mit „Einsamkeit“. Mir ist wichtig, dass ich mir selbst genug bin und diese innere Ruhe hat für mich viel mit Achtsamkeit und Bewusstsein zu tun. Alleine sein ist für mich besonders auch eine Kraftquelle, um bspw. Chancen und Visionen zu Entdecken. 

The power of potential

Es geht um eure hidden talents. Die Isolation ist eine fantastische Möglichkeit, um verborgene Talente zu Entdecken. Bislang hatte man sonst in seinem Alltag wenig Zeit, um sich wirklich damit auseinander zu setzen, worin man noch so richtig gut ist. Abgesehen von dem, was man eh jeden Tag macht. Ob Stricken, Malen, Singen, Schreiben, Kochen – whatever. Jetzt ist die Zeit sich auszuprobieren, in allllllller Ruhe.

Dance like nobody is watching. Because guess what: Nobody is watching.

Neue Wege finden

Die Isolation lässt uns kreativ werden. In so einer Ausnahmesituation merkt man ziemlich schnell, dass man sich nach Alternativen umsehen muss, weil Bekanntes oftmals eben nicht mehr läuft. Die Tatsache, dass die beiden Kreuzfahrt-Drehs vorerst verschoben wurden, führte bspw. dazu, dass wir uns nach anderen Türen umsahen, die sich öffneten. Genauso haben wir im Freundeskreis erlebt, dass einige wirklich in sich gegangen sind und die Situation als Anlass genommen haben, ihre berufliche Laufbahn von Grund auf zu Verändern. Stehst du mit dem Rücken zur Wand? Dreh dich mal um.

Besinnen auf das Wesentliche

Ich meine das gerade im materialistischen Sinn. Dadurch, dass die Möglichkeit zu Shoppen gar nicht erst bestand (abgesehen online), kauften wir logischer Weise auch kaum was ein. Und merkten dabei: Weniger ist mehr. Es half uns in der Isolation enorm dabei zu Erkennen, was uns wirklich wichtig ist und wie wenig wir eigentlich brauchen, um glücklich zu sein.

Soziale Kontakte verstehen

Ich verlor im Dezember mein Handy und spürte plötzlich so eine Erleichterung, dass ich über zwei Monate lang kein neues kaufte. Alle um mich rum fanden es furchtbar, mich nicht erreichen zu können und ich war genau darüber einfach nur happy. Was ich damit sagen möchte: manchmal lenken soziale Kontakte auch ungemein ab. Von dir selbst und dem, was du fühlst. Ich erkannte in der handylosen Zeit, welche Kontakte mir wirklich fehlen. Ganz besonders aber auch: welche Personen mich im Grunde genommen mehr stressen (auch wenn ich sie eigentlich mag! Kein Widerspruch…). Ich war echt froh, von ein paar Bekannten mal etwas Ruhe zu haben. Genau diese Chance birgt die Isolation auch: erkennen, welche Freunde dir wirklich wichtig sind und bei wem du eigentlich merkst, dass dir die Abwesenheit ganz gut tut.

Neue Wertschätzung entwickeln

Darüber hinaus führte die Isolation bei mir zu einer neuen Wertschätzung, vor allem, was meine Freunde betrifft. Man erkennt in so einer Situation, auf wen man sich wirklich verlassen kann und wem man am Herzen liegt. Ich weiß heute mehr denn je, wer meine wahren Freunde sind.

Zeitmanagement optimieren

Gerade wer von zu Hause aus arbeitet und dabei noch Kinder zu beaufsichtigen hat der weiß, was für ein Struggle das sein kann. Hier haben wir übrigens einige Gedanken zum Thema Home Office runter geschrieben.

Ich nahm es auf jeden Fall als Anlass, unseren Alltag noch mehr/ besser zu Strukturieren. Ich überlegte mir konkret, welche Aufgaben ich erledigen kann, wenn die beiden um mich rum sind. Das ist bei uns bspw. Hausarbeit wie Waschen, Putzen und natürlich Kochen. Aber auch Dinge wie Belege für die Steuer sortieren, teilweise Emails beantworten usw.! Auch im Büro arbeiten wir ja nicht von 9 to 5 voll konzentriert. Ich denke es ist sehr zielführend, die anfallenden Aufgaben zu klassifizieren und an den Tagesablauf der Kids anzupassen. Die Bereiche, um die ich mich nur kümmern kann, wenn ich absolut konzentriert sein muss, die legte ich auf die Ruhezeit am Mittag und die Schlafenszeit am Abend.

Mehr Präsenz

Ok, auf der einen Seite haben wir vermutlich weniger Stress, weil sich die Arbeit teilweise deutlich reduziert. Auf der anderen Seite kann genau das zu einer innerlichen Unruhe führen – verständlicher Weise. Ganz automatisch verbringen wir während der Isolation mehr Zeit mit unseren Kindern zu Hause. Trotz der Tatsache, dass auch ich mir natürlich Gedanken machte über unsere berufliche Zukunft, musste ich mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass ich nicht permanent Kopfkino spiele, während ich eigentlich eine Duplo-Burg baue. Sondern wirklich mal im Moment mit meinen Kindern bin und dann auch voll für sie da.

Spielsachen unter die Lupe nehmen

Ein Mama-Tip 🙂 : sonst liegt es uns aus diversen Gründen auch sehr am Herzen, dass unsere Kinder alleine im Freispiel ihre Kreativität voll ausleben und sie machen das auch richtig gut. Aber in den letzten Wochen während der Isolation war es unerlässlich. Deswegen analysierte ich unsere Spielsachen ganz genau, mistete aus, räumte um und schaffte auch Neues an, das eine möglichst große Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten zulässt. Ich überlegte mir ganz genau, woran unsere Kinder Spaß haben und ob die Spielsachen angemessen und ansprechend platziert sind. Vor allem auch, was Niki & Emmy ggf. davon abhält, sich über einen längeren Zeitraum alleine in ihren Zimmern zu Beschäftigen.

Was nach der Isolation ?

Wir kennen das wahrscheinlich alle, dass wir eine bestimmte neue Haltung eine ganze Zeit lang ein- und annehmen und dann – zack, doch wieder in die alten Muster verfallen. Deswegen würde ich euch raten, euch genau zu überlegen, was IHR selbst aus dieser Zeit mitnehmen wollt. Ich bin da noch nicht ganz durch, weiß aber, dass es bspw. etwas mit unserer Nachmittagsgestaltung zu tun hat. Mir fiel auf, dass mich die ganzen Spieleverabredungen, Sport- und Musikaktivitäten doch mehr stressen, als mir bewusst war. Nicht unbedingt aus Zeitgründen, auch der soziale „Zwang“ ist bei mir präsent. Da möchte ich unbedingt Druck für uns rausnehmen, weiß aber noch nicht genau wie. So oder so habe ich mir ganz fest vorgenommen, mir wirklich konkret zu Überlegen, was mich die letzten Wochen gelehrt hat, wie ich die Dinge in Zukunft gestalten möchte und dann hart daran arbeite, nicht wieder in alte Muster zurück zu verfallen.

Wie habt ihr die Isolation erlebt?

Bleibt gesund,

Julia