Auf Tik Tok und Instagram sieht man es permanent: Obst und Gemüse wird in einem Natron-Bad rein gewaschen. Was das tatsächlich bringt und wann es wirklich sinnvoll ist, war mir erst gar nicht bewusst. Ich kannte „Lemonist“ durch die „Höhle der Löwen“, aber was kann durch solche Produkte bzw. Natron eigentlich von unseren Lebensmitteln entfernt werden?
Die Sache mit den Pestiziden
Es geht im Wesentlichen um Pestizidrückstände auf unserem Obst und Gemüse. Pestizide sind mehr und mehr in unseren Fokus gerückt. Seitdem ich die Netflix Serie „Kiss the Ground“ gesehen habe, hat sich mein Bewusstsein für nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken verschärft. Wirklich eine sehr empfehlenswerte Doku, die ihr hier bei Netflix anschauen könnt. Neben der Tatsache, dass Pestizide für Menschen und Tiere potenziell gesundheitsschädlich sein können, wirken sie sich auch negativ auf die Umwelt aus. Sie gelangen in die Luft, ins Wasser und in den Boden.
Einige hundert verschiedene Wirkstoffe sind in Europa zugelassen, darunter auch das umstrittene Glyphosat. In Deutschland haben wir Gesetzesvorgaben und hohe Standards in unseren Supermärkten, was die Pestizidbelastung von Lebensmitteln angeht. Rückstände der giftigen Mittel finden sich trotzdem immer wieder auf und in Obst und Gemüse. 2016 wurden in einer amtlichen Untersuchung in 90 Prozent aller Äpfel aus Deutschland Rückstände von Pestiziden gefunden. Was laut Experten sogar problematischer ist als die einzelnen Pestizidmengen: der „Pestizidcocktail“.
Wir waschen unser Obst und Gemüse vor dem Verzehr, klar. Wissenschaftlich nachgewiesen wurde allerdings, dass ein Natronbad deutlich mehr Pestizide entfernt, als reines Wasser. Und zwar genau gesagt 80% Thiobendazol und 96% des Phosmet. Natron sorgt dafür, dass Pestizidrückstände abgebaut werden. Jedoch nicht alle, denn die Pestizide dringen auch in die Schale ein und liegen nicht nur oberflächlich auf den Lebensmitteln.
Sollten wir unser Obst also doch besser schälen?
Dann wären wir auf der sicheren Seite, was die Pestizide angeht. Allerdings bekommen wir mit der Schale oft die meisten wertvollen Inhaltsstoffe der Lebensmittel ab. Beim Apfel befinden sich bspw. 70% all seiner Vitamine direkt unter der dünnen Schale.
Bin ich mit Bio völlig safe?
Wer eine hohe Pestizidbelastung vermeiden möchte greift zu Bio-Obst und -Gemüse, denn in dem Bereich sind chemisch-synthetische Pestizide weitestgehend ausgeschlossen. Biobauern nutzen zum Schutz ihrer Ernte Mittel aus pflanzlichem, tierischem, mikrobiellem oder mineralischem Ursprung (Kupfer, Schwefel, Bienenwachs, Pflanzenöle). Vereinzelte Pestizid-Rückstände können dennoch vorkommen, da die Lebensmittel ja nicht unter einer Schutzglocke wachsen. Unter Umständen erreicht die Bio-Pflanzen das Gift vom Nachbarfeld aus konventioneller Landwirtschaft. Deshalb ist es umso wichtiger, dass auch die konventionelle Landwirtschaft auf Alternativen zu chemisch-synthetischen Pestiziden umsteigt.
Wie funktioniert das Waschen mit Natron?
15 Minuten muss das Obst und Gemüse in der Natron-Wasser-Mischung baden, damit die Pestizide entfernt werden können. Auf einen Liter Wasser gebt ihr etwa einen Esslöffel Natron. Nach dem Bad solltet ihr die Natronreste nochmal kurz unter fließendem Wasser vom Obst oder Gemüse abspülen.
Das Natronbad empfiehlt sich übrigens auch für Obst und Gemüse, dessen Schale wir nicht mitessen. Denn beim Zerteilen können Schmutz und Keime von der Schale auf das Innere des Fruchtfleischs gelangen.
Darum empfiehlt es sich übrigens auch, Kindern geschälte Bananen in die Hand zu geben.
Ein Tip für den TM
Wer einen Thermomix zu Hause hat, kann sein Obst und Gemüse (ich mache das bspw. gerne mit den Beeren) im Thermomix rein waschen. Dafür einen Liter Wasser und einen EL Natron in den Mixtopf kippen. Obst in den Gareinsatz geben und 20 Minuten bei Stufe 8,5 waschen. Anschließend abspülen und direkt verzehren oder in einer Box im Kühlschrank aufbewahren.
Liebe Grüße, Julia
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