Habt ihr schon mal von den „Blauen Zonen“ gehört? Sie beziehen sich auf bestimmte Regionen, in denen die Menschen überdurchschnittlich lange leben. Hier hat man eine außergewöhnlich hohe Konzentration an über Hundertjährigen, gleichzeitig wenig altersbedingte Krankheiten oder Gesundheitsprobleme. Zu den bekanntesten „Blauen Zonen“ gehören Okinawa in Japan, Sardinien in Italien, Ikaria in Griechenland, Nicoya in Costa Rica und Loma Linda in Kalifornien. 

Das Interesse an einem gesunden Lebensstil hat in den letzten Jahren total zugenommen. Wir suchen verstärkt nach Möglichkeiten, unser Leben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern.

100 Jahre alt werden? Auf jeden Fall. Aber natürlich gesund und geistig fit.

Das Trendwort Longevity greift auch Netflix mit seiner vierteiligen Doku-Miniserie „Wie wird man 100 Jahre alt? Die Geheimnisse der Blauen Zonen“ auf. Hierzu reist Autor Dan Buettner in die Blauen Zonen und geht der Frage auf den Grund, was genau die Menschen dort anders machen als wir.

Die Faktoren werden oft kombiniert und tragen gemeinsam dazu bei, dass sie im Durchschnitt länger und gesünder leben. Das sind sie:

Aktiver Lebensstil:

Die Bewohner der Blauen Zonen sind regelmäßig körperlich aktiv. Allerdings ist diese regelmäßige körperliche Aktivität in den Alltag integriert und nicht unbedingt klassischer „Sport“.

Die Bewegung ist natürlicher Weise Bestandteil des Alltags. 

Im Englischen gibt es dafür den Begriff NEAT, er steht für Non Exercise Activity Thermogenesis. NEAT bezieht sich auf alle Aktivitäten, die nichts mit Schlafen, Essen oder Sport zu tun haben. Das Ziel ist es, den eigenen Alltag so aktiv wie möglich zu gestalten.

So gehen bspw. Menschen, die in sardischen Bergdörfern leben, den ganzen Tag bergauf und bergab. In Japan, wo man viel sitzt, machen die Bewohner durch das ständige Aufstehen und Hinsetzen im Prinzip den ganzen Tag nebenbei Squats. 

Tips, schon zig Mal gehört, aber so einfach, einleuchtend wie effektiv: 

  • Treppen steigen statt den Aufzug nehmen
  • Zum Supermarkt laufen, weiter weg vom Eingang parken, eine Haltestelle früher aussteigen
  • Calls und Meetings bei einem Spaziergang erledigen
  • Stehen statt Sitzen (im Bus, an der Haltestelle, bei der Arbeit)
  • Laufen statt warten (bspw. eine Haltestelle weiter laufen, bevor ihr sitzt und wartet; eine Runde um den Block gehen, wenn die Freundin sich verspätet)
  • Hausarbeiten auf verschiedene Tage aufteilen (Garten, Bäder putzen, Böden wischen, Regale abstauben etc.)

Ernährung:

Die Bewohner der Blauen Zonen ernähren sich tatsächlich gesünder als an anderen Orten auf unserer Welt. So beziehen sie im Schnitt etwa 80% ihrer Kalorien aus pflanzlicher Ernährung mit dem Schwerpunkt auf Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Was hingegen kaum konsumiert wird, sind Zucker, Fast Food und industriell verarbeitete Lebensmittel. 

Das heißt nicht, dass der Genuss zu kurz kommt. Auf Sardinien isst man klassischer Weise viel Pasta, Brot und Milchprodukte. Das Brot ist aber i.d.R. ein Sauerteigbrot, das reguliert den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung. Kuhmilch kommt im sardischen Speiseplan nicht vor, dafür aber Produkte aus Schafs- oder Ziegenmilch. Auf Costa Rica gibt es gefüllte Maistortillas, aber aus selbst angebautem Mais und die Tortillas sind sowieso handgemacht. Der Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten ist in vielen Blauen Zonen begrenzt.

Ebenso bauen die Bewohner der Blauen Zone einen hohen Anteil an gesunden Fetten in ihre Ernährung ein. Besonders Omega-3 spielt eine zentrale Rolle, da es entzündungshemmend wirken und die Lebenserwartung erhöhen kann. Omega-3-Fettsäuren sind bspw. enthalten in Fisch (Thunfisch, Makrele, Lachs, Forelle), Speiseölen (Rapsöl, Leinöl, Hanföl, Walnussöl), Gemüse (Rosenkohl, Spinat, Avocado) und auch Nüssen und Samen (Chia, Leinsamen, Mandeln, Walnüsse). Zuletzt noch ein japanisches Prinzip:

Hara hachi bu.

Eine konfuzianische Regel die besagt: nur so viel essen, bis der Magen zu 80% gefüllt ist. Was dabei hilft: von kleinen Tellern essen und das Essen in der Küche anrichten. Zum Nachholen muss man immerhin aufstehen.

Soziales Netzwerk:

Ebenfalls einen großen Einfluss auf die geistige Gesundheit und das Wohlbefinden sind starke soziale Netzwerke und enge familiäre Beziehungen.

Menschen, die sich in einer festen Beziehung befinden, leben bis zu sechs Jahre länger als geschiedene, ledige oder verwitwete Menschen. Generell aber begünstigen eine unterstützende Gemeinschaft und regelmäßige soziale Interaktionen die Lebenserwartung enorm.

Tip: ruft euren alten Freund mal wieder an, ladet eure Tante ein, bringt der Nachbarin Einkäufe mit, engagiert euch ehrenamtlich im Pflegeheim, lest Kindern vor und und und.

Der Umgang mit Stress:

Die Bewohner der Blauen Zone integrieren oft Strategien zur Stressbewältigung in ihren Alltag. So beten sie bspw., meditieren oder praktizieren andere Entspannungstechniken.

Sinnhaftigkeit des Lebens:

Für jeden ist der Sinn des Lebens individuell. Das kann ein Hobby sein, der Beruf, der eigene Glaube oder andere Dinge. Die Bewohner der Blauen Zone haben ein starkes Gefühl von Lebenszweck und Sinnhaftigkeit. Sie fühlen sich erfüllt und haben eine positive Einstellung zum Leben. Vor einiger Zeit empfahl ich euch schon mal dieses tolle Buch, das zu diesem Punkt sehr gut passt.

Guter Schlaf:

Eine gute Nachtruhe wird in den Blauen Zonen priorisiert, weil gesunder Schlaf die Gehirnzellen mit neuer Energie versorgt, die Haut repariert und alle wichtigen Körpersysteme stärkt. Vor einigen Jahren hab ich über das Thema hier berichtet.

Gibt es eine Sache, die du im Bezug auf deine Gesundheit gerne verändern möchtest?

Liebe Grüße, Julia

Photo Credit @Netflix