Ich habe schon lange eine große Faszination für die japanische Lebensart (vermutlich, seitdem ich Ikigai gelesen habe). Wegen ihrer Ästhetik und Schlichtheit, aber vor allem wegen der Art, bewusst im Moment zu leben. Im Grunde ist es genau das, wonach viele von uns heute suchen: weniger Hektik, mehr Achtsamkeit. Viele dieser Prinzipien sind eng mit Slow Living verbunden – auch ein Lebensstil, der in unserer schnelllebigen Welt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es geht darum, im Alltag zu entschleunigen, Dinge mit Bedacht zu tun und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Gerade mit Kindern kann das herausfordernd sein – der Alltag ist oft laut, schnell und vollgepackt mit To-Dos. Umso wichtiger finde ich es, sich bewusst kleine Inseln zu schaffen. Und zwar nicht nur für sich allein, sondern auch mit den Kids. Weil Achtsamkeit nicht bedeutet, dass alles still und perfekt sein muss (obwohl Stille natürlich manchmal gut tut 😉 ), sondern Momente zu schaffen, in denen wir wirklich präsent sind. Beim Spaziergang im Wald, beim bewussten Genießen einer Mahlzeit oder einfach beim gemeinsamen Beobachten der Natur.
Das Schöne ist, man muss gar nicht nach Japan reisen, um diese Prinzipien in den Alltag zu integrieren (möchte ich aber dennoch unbedingt mal 🙂 ). Viele davon sind kleine, unscheinbare Gewohnheiten, die langfristig einen riesigen Unterschied machen können. Hier sind drei einfache, aber wirkungsvolle Mini-Gewohnheiten aus Japan, die dir dabei helfen, bewusster zu leben:
1. Kaizen – Die Kunst der kontinuierlichen Verbesserung
Kaizen setzt sich zusammen aus „Kai“ = Veränderung/ Wandel und „Zen“ = zum Besseren. Bedeutet also übersetzt „Veränderung zum Besseren“. Allerdings nicht durch radikale Maßnahmen, sondern durch winzige, tägliche Fortschritte (auch der Ansatz von Atomic Habits bzw. der deutschen Übersetzung die 1% Methode).
👉 Statt dir vorzunehmen, ab morgen A.L.L.E.S. anders zu machen (und dann frustriert aufzugeben) geht es darum, jeden Tag ein kleines Stückchen besser zu werden.
🛠 So kannst du das japanische Kaizen in dein Leben integrieren:
✔ Frag dich täglich: Was kann ich heute ein kleines bisschen besser machen?
✔ Setze dir Mini-Ziele, die realistisch sind (2 statt 15 Minuten meditieren; sich an einem Tag der Woche vegan ernähren, statt „ab morgen Veganer werden“; 10 Minuten vor dem Schlafengehen lesen, statt scrollen; nach dem Aufstehen direkt ein Glas Zitronenwasser trinken (einen Pro-Tip dazu findet ihr in diesem Post)).
✔ Erkenne die kleinste Fortschritte an – sie summieren sich mit der Zeit.
💡 Warum es funktioniert: weil es Druck rausnimmt. Veränderungen passieren nicht über Nacht – sondern durch stetige, kleine Schritte.
2. Shinrin-Yoku – Die Heilkraft des Waldbadens
Shinrin-Yoku („Waldbaden“) basiert auf der Erkenntnis, dass die Natur eine nachweisbar beruhigende Wirkung auf unser Nervensystem hat. Denn Studien zeigen, dass regelmäßige Zeit in der Natur unsere Stresshormone senkt, die Konzentration steigert und das Immunsystem stärkt.
🛠 So kannst du das japanische Shinrin-Yoku in deinen Alltag integrieren:
✔ Mache deinen Ausflug in den Wald zu einer Erfahrung für alle Sinne. Schalte deswegen zunächst mal dein Handy aus.
✔ Laufe einfach los und richte deine Aufmerksamkeit voll auf die Natur. Spüre den Boden unter deinen Füßen (falls möglich, laufe barfuß), rieche die Erde und die frische Luft, höre das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter. Sieh das Licht, die Farben und die Bewegung in den Bäumen.
✔ Bringe Natur in dein Zuhause (durch Pflanzen, frische Blumen und natürliche Materialien).
💡 Warum es funktioniert: weil uns die Natur erdet und uns zurückbringt ins Gleichgewicht.
3. Oubaitori – Hör auf, dich zu vergleichen
Oubaitori ist ein japanisches Konzept, das uns daran erinnert, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg in seinem eigenen Tempo geht. Gar nicht so leicht in einer Welt, in der wir beim täglichen Scrollen durch Social Media fast ausschließlich die Highlights der Anderen sehen. Obwohl es sich hier und da wandelt, bleibt bspw. Instagram eine Plattform, auf der sich überwiegend jeder von seiner Schokoladenseite zeigt. Wir sehen das nur leider oft nicht als inszenierte Momentaufnahme, sondern als Maßstab für unser eigenes Leben.
Remember: comparison is the thief of joy.
Der japanische Begriff „Oubaitori“ bezieht sich auf das Blühen dieser vier Bäumen im Frühling: Kirschblüte, Pfirsich, Pflaume und Aprikose. Keine Blüte konkurriert mit der anderen – jede entfaltet sich in ihrem eigenen Tempo.
🛠 So kannst du Oubaitori in dein Leben integrieren:
✔ Erinnere dich daran: jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus, sein eigenes Tempo.
✔ Stoppe den Vergleich, sobald er in deinem Kopf aufkommt. Fokussiere dich auf dein eigenes Leben und deine eigenen Fortschritte.
✔ Feiere deine Erfolge – egal, wie klein sie dir erscheinen.
💡 Warum es funktioniert:
Weil es den inneren Druck nimmt, „mithalten“ zu müssen – und stattdessen mehr Gelassenheit bringt.
Fazit: Kleine Veränderungen, große Wirkung
Japanische Mini-Gewohnheiten zeigen, dass es nicht immer große Veränderungen braucht, um das Leben bewusster und erfüllter zu gestalten.
✔ Kaizen erinnert uns vor allem daran, dass kleine Schritte zählen.
✔ Shinrin-Yoku zeigt uns, dass die Natur unser größter Energielieferant ist.
✔ Oubaitori lehrt uns, dass unser eigenes Tempo genau richtig ist.
👉 Welche dieser Gewohnheiten möchtest du ausprobieren? Schreib es mir in die Kommentare! 😊
Liebe Grüße, Julia
Liebe Julia, ganz lieben Dank für diese wunderbaren Tips. Ich hatte nie etwas mit Japan und seiner Kultur zu tun. Deine Erläuterungen machen schon beim Lesen Mut und Freude darauf, es umzusetzen. Einfach super. Liebe Grüße Jutta