Seitdem ich Zweifachmama bin merke mehr denn je, dass ich nicht nur meine Zeit, sondern auch meine Energie besonders ein- und aufteilen muss. Und damit meine nicht mal zwischen meinen Kindern.

Emmy und Niki sollen eine unbeschwerte, erfüllte, abenteuerreiche und vor allem glückliche Kindheit haben. Ich möchte dass sie sich daran erinnern, dass wir zu Hause viel lachen, dass wir fröhlich sind. Dass wir eine friedvolle, geborgene Umgebung für sie geschaffen haben. Dass es hier und da sicher auch mal Streit gibt, aber dass wir uns immer wieder vertragen. Dass wir nach den Ursachen für unseren Disput suchen und sie gemeinschaftlich aufarbeiten. Das schaffen wir auf jeden Fall schonmal ziemlich gut. 🙂

Ganz unabhängig von unserer Ehe komme ich aber manchmal an einen Punkt, an dem ich merke: so wie es ist, kann ich für meine Kinder nicht die Mama sein, die ich mir für sie vorgestellt habe. Weil ich phasenweise unruhig bin, rastlos, nicht entspannt. Weil ich mit zu vielen Situationen konfrontiert werde, die mich aus meinem Gleichgewicht bringen, das ich mir so hart versuche zu erarbeiten. Das geht mir ohnehin nicht immer leicht von der Hand. Denn ich denke viel über alles Mögliche nach und laufe mit Ballast rum, den ich mir aufgeladen habe, der aber eigentlich nicht meiner ist.

Höhen und Tiefen gehören zu Beziehungen, egal ob familiär, freundschaftlich oder partnerschaftlich. Und ich bin keine „Schönwetterfreundin“, die sich beim ersten Schauer verkriecht, weil es ihr zu anstrengend wird. Aber wenn sich zwischenmenschliche Spannungen über längere Zeit ziehen und man zunehmend darunter leidet, dann kommt man unweigerlich an einen Punkt, an dem man merkt: ich kann nicht mehr. Vielleicht auch „ich will nicht mehr“. Aber irgendwie doch, weil man ja füreinander da sein möchte. („Es ist doch meine Aufgabe, dass…“, „Ich kann xy doch nicht damit alleine lassen ….“, „Ich muss doch da sein für…“)

Die Menschen, mit denen wir uns umgeben, die haben Einfluss auf uns. Klar – manche mehr und manche weniger, aber sie prägen uns alle. Deswegen ist es elementar, sich mit solchen zu umgeben, die dich beflügeln, unterstützen, die dir ein positives Gefühl/ Kraft, Lebensfreunde geben, dich weiterbringen, dich motivieren oder was für dich eben wichtig ist (umgekehrt natürlich auch). Damit meine ich übrigens nicht, dass man nicht für seine Lieben da ist, wenn es ihnen nicht gut geht und dich deren traurige Stimmung auch runter zieht. Jeder hat mal eine schwere Zeit und ist froh um Freunde und Familie, die einen durch diese Lebensphase tragen. Aber wenn ihr das Gefühl habt, dass euch ein bestimmter Mensch davon abhält, die Person zu werden, die ihr gerne sein würdet, dann ist es Zeit, etwas zu ändern.

Ihr kennt wahrscheinlich die Situation, dass ihr gut drauf ward und jemandem begegnet, der überall das Haar in der Suppe findet. Ein mies gelauntes Gesicht zieht, andauernd mäkelt oder mit dem das Zusammensein einfach unentspannt ist. „Energievampire“ nennen Dr. Hamid Peseschikian und Connie Voigt die in ihrem Buch (dieses). Hab ich allerdings nicht gelesen. Je nachdem wie gefestigt ihr seid, zieht euch so eine Begegnung runter – oder beschäftigt euch nicht nachhaltig.

Zu diesem Gedanken passt eine Passage zur „limbischen Resonanz“, die ich kürzlich in einem anderen Buch gelesen habe:

Unser limbisches System ist darauf programmiert, auf dieselbe Weise zu reagieren, wenn es mit dem (positiv oder negativ) erregten limbischen System einer anderen Person konfrontiert wird. (Dr. Stuart Shanker)

Über das o.g. Beispiel hinaus gibt es natürlich eine Vielzahl an anderen Situationen, die uns auf täglicher Basis beeinflussen. Wie bspw. ihr werdet kritisiert und seid verletzt oder ihr erfahrt, dass eine Person schlecht über euch spricht – nahestehend oder nicht.

Wenn ich eine bestimmte Vorstellung davon habe, wie ich mein Leben leben möchte, dann muss ich zwangsläufig ein positives, beflügelndes Umfeld für mich und meine Familie schaffen. Ein Thema, das sicher viele unter uns betrifft, darum möchte ich heute ein paar Tips und Gedanken dazu aufschreiben.

// Was erwartest du? Entwickle deinen eigenen Standard //

Das steht zu Beginn jeder weiteren Überlegung. Genau zu wissen was du von einer Beziehung erwartest und welches Verhalten du nicht schätzt und akzeptierst ist essentiell. Nur so kannst du dir ein Umfeld schaffen, das dich nicht davon abhält, genau die Person zu werden, die du werden möchtest.

Meine wenigen engen Freundinnen sind in erster Linie integer. Aber auch empathisch, ehrlich, intelligent, aufgeschlossen, interessiert, tiefgründig, motiviert, (lebens)lustig und positiv.

// Hab keine Angst vor dem Alleinsein //

Es ist gut möglich, dass du dadurch auf ein Mal erkennst, mit wie vielen Leuten du deine wertvolle Zeit eigentlich nicht verbringen möchtest. Ich kann dir versichern dass es so viel besser ist, alleine zu sein und sich weiter zu entwickeln, als in der Gesellschaft von Leuten, die dir nicht gut tun. Auch wenn es natürlich am Ende wunderschön und wichtig ist, ein stabiles, liebevolles Umfeld zu haben. Lernt euch erstmal selbst richtig kennen. Das geht alleine tatsächlich oft am besten.

// Du bestimmst, was dir nahe geht //

Wenn jemand gemein über dich redet oder deine Stimmung runter zieht hast du alleine in der Hand, wie sehr es dich beschäftigt oder belastet. Lass dir nicht einreden dass du egoistisch bist, nur weil du dir einen bestimmten Schuh nicht anziehst. Du weißt selbst, wann es deine Aufgabe ist da zu sein und wann es gesund und richtig für dich ist zu sagen „stop“ und dich auf dein Ding zu konzentrieren. Stelle dir zur Not ein emotionales Schutzschild vor, das dich davor bewahrt, dass dir Dinge zu nah gehen.

// Du hast keine Kontrolle darüber, was die Leute von dir denken //

Und es ist auch egal. Wichtig bist du. Fokussiere dich auf dich selbst. Auf das, was dir wichtig ist. Auf deine Ziele. Was dich glücklich macht, wer du werden willst. Es ist traurig für die Anderen, dass sie schlecht über dich reden. Aber du kannst nunmal nicht jedem gefallen. Eigentlich musst du nur dir selbst gefallen und genau darauf deine Energie und Zeit verwenden.

Deren Gedanken sind deren Gedanken. Sie gehören zu ihnen, nicht zu dir.

// Aber: (Gedanken)-Kontrolle //

Statt zu sagen „sie hat mich provoziert“ übernimm die Verantwortung und sage „ich habe mich provozieren lassen“. Darüber hinaus ist eine intensive Reaktion oder Emotion auf dein Gegenüber auch immer die Einladung dazu, genauer hinzusehen. Denn oft werden so Themen aufgedeckt, die wir selbst noch zu bearbeiten haben.

Es ist nicht erwachsen, Andere dafür verantwortlich zu machen, wie du dich fühlst. Das ist ganz alleine deine Baustelle. Nimm dein Leben selbst in die Hand und erwarte nicht von Anderen, dass sie sich so und so verhalten, weil du dich dann gut fühlen würdest oder sogar dass sie Probleme für dich lösen. Das musst du schon selbst machen.

// Sag deutlich, was Sache ist //

Die klare, ehrliche Kommunikation ist etwas, was wir erstaunlich selten in Betracht ziehen, wenn uns etwas missfällt oder trifft. Dabei ist eine sehr kluge, mutige Entscheidung, bspw. einfach so einfühlsam wie möglich zu sagen: „Hör zu, ich möchte für dich da sein, aber das tut mir nicht mehr gut. Bitte lade deinen Ballast wo anders ab.“ Oder: „Es kostet mich zu viel Kraft, mir das Gejammer anzuhören“. Oder: „Es gefällt mir nicht, dass du so respektlos mit mir sprichst.“ Oftmals sind sich die Leute ihren Verhaltensmustern gar nicht in der Form bewusst.

// Gelassenheit – Meditation //

Ruhig bleiben ist wahrscheinlich der Schlüssel in Situationen, die dich aus der Bahn werfen. Dabei ist es gar nicht so leicht, in Stressmomenten einen kühlen Kopf zu bewahren. Das trifft umso mehr zu, je persönlicher die Sache ist. Meditation schafft einen Ort der Ruhe in dir selbst, an den du immer zurück kannst, wenn gerade alles über dir einzubrechen droht. Wenn du weißt, dass du heute einem Energievampir begegnest, dann meditiere am Morgen doch ein paar Minuten länger.

Bist du in einer Situation, die dein Herz zum Rasen bringt, atme erstmal tief durch. Bewegung tut in solchen Fällen gut. Abhängig von der Intensität der Begegnung, die dich aufgewühlt hat, wirst du vermutlich zwischen 15 Minuten und einigen Stunden brauchen, um wieder runter zu fahren. Nimm dir die Zeit. Ich finde es beruhigend zu wissen, dass sich die ganze Kiste in ein paar Minuten gar nicht mehr so schlimm anfühlt.

// Mein Ballast? Oder dein Ballast!? //

Kritik tut oft weh, ist aber in vielen Fällen wichtig, um sich weiter zu entwickeln. Dennoch müsst ihr ganz konkret unterscheiden zwischen berechtigter und unberechtigter Kritik. Oftmals kritisieren Leute, weil sie selbst mit einem Problem kämpfen und übertragen das durch ihr Verhalten auf dich. Wenn du es dir dann anziehst, trägst du deren Päckchen und belastest dich mit etwas, was nicht deine Baustelle ist.

// Wer darf in deine eigenen 4 Wände kommen? //

Wir führten neulich ein Gespräch mit einem alten Freund von Jan, der uns erzählte, dass er und seine Frau ausschließlich Leute in ihr Haus lassen, die eine positive Energie haben. Zu Hause würden sie mit ihren Kindern backen, Spiele spielen, kreativ sein, im Garten arbeiten – eben lauter schöne Dinge unternehmen und tolle Erinnerungen schaffen. Und sie lassen es nicht zu, dass irgendjemand einen Fuß in ihr Heim setzt, mit dem sie nicht vollkommen im Reinen sind und der für eine unangenehme Stimmung sorgt. Die positive Energie in ihrem Haus ist für sie etwas unantastbares, das aufgrund dieser Entscheidung durch nichts gefährdet wird. Das ist der Grund dafür, dass bspw. sogar der Exmann, mit dem sie ein älteres Kind hat (das auch bei ihnen wohnt) oder der Opa nicht zu ihnen kommen kann, obwohl es aktuell nicht mal Streit gibt. Ein nicht immer leicht umzusetzender, aber ein sehr konsequenter, einleuchtender und vernünftiger Ansatz, wie ich finde. Einer, der die Bedürfnisse und Harmonie der eigenen kleinen Familie über Befindlichkeiten und teilweise egoistische Motivationen von allen Anderen stellt.

// Lasse Energievampire und Menschen los, denen du nicht wichtig bist //

Eine Freundschaft oder Beziehung zu beenden kann weh tun. Manchmal fühlt man sich nach Verabredungen mit bestimmten Personen leer und ausgelaugt. Oder ihr habt eine schöne, kurzweilige Zeit mit einer Freundin und dann erfahrt ihr, dass sie dennoch schlecht über euch spricht. Leider gibt es Leute die lästern, um sich besser zu fühlen. Ich hatte eine prägende Erfahrung nach unserer Hochzeit, auf die wir eigentlich bewusst nur Personen einluden, von denen wir uns sicher waren, dass sie sich bedingungslos für uns freuen. Umso enttäuschter war ich, als ich dann später erfuhr, dass eine „Freundin“ einen spöttischen und falschen Kommentar abgab. Ich stellte den Kontakt daraufhin ein, obwohl ich sie eigentlich wirklich gerne mochte. Wenn ich merke, eine Freundin ist nicht integer, ist es bei mir vorbei.


Nicht immer hat man allerdings die Möglichkeit, der betreffenden Person aus dem Weg zu gehen (trifft besonders z.B. bei Geschwistern oder bei Kollegen zu). Was euch helfen kann, wenn ihr – aus welchen Gründen auch immer – regelmäßig mit einem Energievampir zusammentrefft:

// Beame dich in die Zukunft //

Eine fiktive Zukunft, in der du dich/ euch/ die ganze Situation von Oben und mit Abstand betrachtest. Ist es dann noch wichtig? Spielt es eine Rolle? Meistens musst du in solchen Momenten selbst über dich lachen, weil es für dein Leben eigentlich keine Relevanz hat.

// Stell dir vor, …. //

… die Person, über die du dich gerade so sehr aufregst, ist in deiner fiktiven Zukunft nicht mehr Teil deines Lebens. Was spürst du? Vermutlich Sehnsucht. Zumindest wenn es um dir nahe stehende Personen geht. Jetzt fällt es dir wahrscheinlich leichter, in die Gegenwart zurück zu kehren und dich zu freuen, dass dieser Mensch noch da ist – mit seinen ganzen Macken. 😉

// Die positive Absicht //

Manchmal beharren wir so verbohrt auf unseren Standpunkt, dass wir nicht mal mehr dazu in der Lage sind, die Beweggründe unseres Gegenübers wahrzunehmen. Dabei hat vermutlich jeder einen Grund, weswegen er so und so handelt. Gehe davon aus, dass die Person, die dich gerade zur Weißglut bringt, eine positive Absicht hat und versuche, sie zu ergründen. Kannst du sie trotz intensiver Bemühungen nicht entdecken, dann ziehe für dich das Beste daraus: reflektiere, was diese Situation in dir auslöst und schließe daraus, wie du dich niemals einer anderen Person gegenüber verhalten möchtest.

Macht es gut und habt es schön,

Julia